Die Geschichte der Gesellschaft Harmonie in Düren

Dürener Geschichtsverein e.V.
Dr. Helmut Irmen
Vortrag am 22.03.2016 im Schenkel-Schoeller-Stift Düren

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen Städten der preußischen Rheinprovinz Bürgergesellschaften, die als Ziel das gemeinsame Durchführen von Festen, Bällen, Ausflügen und kulturellen Veranstaltungen hatten. Dies geschah in Anlehnung an die nach der französischen Revolution entstandenen Zirkel, die sich mit Kunst, Literatur und Politik befassten. Eine der ältesten dieser Gesellschaften ist die Gesellschaft Harmonie Düren, also ihre Gesellschaft. In dem Buch „Dürens goldene Jahre“ und in der Zeittafel ist die Gründung der Gesellschaft auf das Jahr 1835 datiert. Es entstand zu diesem Zeitpunkt die Casino-Gesellschaft Concordia, die spätere Gesellschaft Harmonie. An gleicher Stelle ist vermerkt, dass am 31.03.1840 unter dem Namen Casino-Gesellschaft eine Aktiengesellschaft gegründet wurde. Diese legte am 31.03.1841 – vor 175 Jahren – den Grundstein des Casinogebäudes, der Harmonie, auf dem Viehmarkt, dem heutigen Kaiserplatz. Letzteres Datum ist Anlass für diesen Vortrag.

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Wir gehen zurück auf das Jahr 1835. Düren hatte damals ca. 7.000 Einwohner. Von einer Anzahl gutsituierter Dürener Bürger wurde ein Weg gesucht, gesellige Veranstaltungen durchzuführen. Durch den Mangel an geeigneten Räumen konnten viele Treffen nicht stattfinden. Damals waren die Weinstuben Delsance und Kockelkorn das Ziel der Entspannung suchenden Bürger. Größere Veranstaltungen, z. B. Konzerte oder Bälle, wurden in dem Saal des Pfälzer-Hofes – in der Weierstraße zwischen Wall- und Peschstraße – veranstaltet. Das Veranstaltungslokal der Concordia war das Lokal „Zu den vier Jahreszeiten“ in der Zehnthofstraße.

Der durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Düren geförderte Wohlstand ihrer Einwohner steigerte auch das Verlangen nach repräsentativen Räumen, die sowohl für öffentliche als auch private Gesellschaften geeignet waren.

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Es bildete sich eine Gruppe angesehener Dürener Bürger, die aktiv nach einem entsprechenden Anwesen Ausschau hielten. Man fand das auf dem Viehmarkt, heute Kaiserplatz, gelegene Haus Drouven. Dieses hatte mehrere kleinere und größere Gesellschaftsräume und außerdem noch einen Garten. Im oberen Geschoss war der Ballsaal, von dem eine Treppe in den Garten führte. Dieses Haus nutzte fortan die Casino-Gesellschaft Concordia als Mieter. Nach der Satzung verfolgte die Gesellschaft den Zweck: gesellige Unterhaltung.

Es blieb aber der Wunsch und das Ziel der Gesellschaft, ein eigenes Haus auf eigenem Grund zu erwerben. So wurde eine außerordentliche Generalversammlung am Donnerstag, den 26.03.1840 einberufen. In dieser Versammlung wurde – wie oben ausgeführt – die Gründung einer Aktiengesellschaft zum 31.03.1840 beschlossen.

Aus den Statuten der, wie es in der Gründungsurkunde heißt, „allerhöchst sanctionierten Aktien-Gesellschaft des Casino-Gebäudes in Düren“ wird ausgeführt: „Es wird eine Aktiengesellschaft gegründet, welche ein neues Casinogebäude beschaffen, respektive ausbauen soll“. Und weiter „die Aktionäre überlassen das zu beschaffende Gebäude, ihr Eigentum, der hier selbst neu zu bildenden Casino-Gesellschaft, fortdauernd so lange dieselbe sich als fortbestehend erklärt und die ihr auferlegten Gegenverbindlichkeiten erfüllt.“

Ausgestattet mit den Aktien, die zu Geld gemacht wurden, kaufte man von den Erben Delsance ein Gebäude mit Grundstück in der Weierstraße und noch ein angrenzendes Häuschen auf dem Viehmarkt, Kaiserplatz, dem Rathaus gegenüber. Die Gesellschaft wurde im Kaufvertrag durch die Herren Leopold Schoeller, Eberhard Hoesch, W. Bender, von Egidy und Oberlehrer Pütz vertreten.

Alsbald wurde auch der Bau eines Casino-Gebäudes beschlossen. Alle Gebäude bis auf das frühere Delsance-Haus wurden abgebrochen, um dem neuen Gebäude Platz zu machen. Die Baupläne entwarf der Kölner Dom Baumeister Zwirner; Bauführer war Herr Pitzler.

Am 31.03.1841 wurde der Grundstein für das Concordia-Gebäude gelegt.

Bilder Irmen-5Der Text der Festrede von Herrn Pütz, dem damaligen Direktor der Gesellschaft, ist nur unvollkommen überliefert. Im Buch „Gesellschaft Harmonie“ in Düren, 2. Auflage, 1992 wird er wie folgt zitiert: Er begrüßte in schwungvollen Worten die Gäste und Mitglieder der Gesellschaft und betonte besonders, dass sich der Bau an der Stelle erheben wird, „von der aus seine Majestät, unser aller gnädigster König, bei dessen vorletzter Anwesenheit in unseren Mauern als Kronprinz an die Dürener eine Ansprache hielt.“ Nach einem Rückblick in die Geschichte erklärte er die besonderen Aufgaben der Gesellschaft und wies besonders auf die Pflege der Geselligkeit hin.

Worte des Dankes an alle, die zum Gelingen des Baues geholfen haben, schlossen sich an. Herr Pütz sagte zum Schluss: „So lassen sie uns denn schreiten zur Weihe der Grundlage eines Baues, welcher uns der Zentralpunkt des edleren geselligen Vergnügens werden soll. Es erhebe sich bald die Saat aus dem Keime, den wir hier der Erde anvertrauen, sie blühe und gedeihe in ununterbrochener Dauer für lange Jahre, für viele Jahrhunderte.“

Über den Bau und des Gebäudes wird auch im Ratsprotokoll Nr. 4 der Stadt Düren aus dem Jahre 1841, Generalia, berichtet.

Die erste Generalversammlung der Casino-Gesellschaft in dem neuen Lokal fand am 15.10.1842 statt.

Bilder Irmen-7Anfang November 1842 wurde das Haus unter großer Beteiligung eingeweiht. Die für die allabendlichen Zusammenkünfte hergerichteten Räume bestanden aus zwei großen mit einer Schiebetür getrennter Zimmern. Das vordere war für eine gemeinschaftliche Unterhaltung vorgesehen; das hintere war als Spielzimmer gedacht. An das Vorderzimmer stieß noch ein kleiner Wirtschaftsraum, der aber von einem in der Gesellschaft entstandenen Club benutzt wurde. Dieser trug den Namen „Kerb“, da die Zahl der gemeinsam getrunkenen Flaschen Wein auf einem besonders langen Holz eingekerbt wurde. In der oberen Etage war ein großer Saal mit drei Nebenzimmern. Düsseldorfer Maler waren beauftragt, Medaillons auf die Wandflächen zu bringen und auch die Decke mit einer gezogenen Quadriga zu versehen. Im Garten wurden einzelne Lauben errichtet und auch eine nicht abgedeckte Kegelbahn gebaut.

Bilder Irmen-10In diesen gemütlichen Räumen entwickelte sich nun schnell ein fröhliches und ungezwungenes Leben, das täglich mehr an Anziehungskraft gewann. Viele Bürger, die sich bisher zurückgehalten hatten, meldeten sich an und bald zählte die Gesellschaft 150 Mitglieder. An dem fast die ganze Breite des Vorderzimmers einnehmenden Plaudertisch saßen alle einträchtig zusammen. Bei einem Glas Wein besprach man die geschäftlichen und kommunalen Tagesereignisse.

Bis in das Jahr 1847 erfreuten sich alle in Frieden und Eintracht ihres Hauses. Die Deutsche Revolution im Jahre 1848 brachte auch in die Mitglieder erhebliche Unruhe. Politische Meinungen prallten hart aufeinander, und die ganze damalige Atmosphäre lies eine gütliche Beilegung der Streitereien nicht zu. So trennte sich dann ein Teil ab und gründete eine neue Vereinigung, der sie den Namen Harmonie gaben. Diese zog aus dem Hause Kaiserplatz/Viehmarkt aus und ging zurück in das ehemalige Casino-Lokal in der Zehnthofstraße.

Viele zahlungskräftige Mitglieder meldeten sich ab und schlossen sich der Harmonie an. Trotz aller Anstrengungen des Vorstandes der Concordia fiel die Gesellschaft danach völlig auseinander. 1851 musste schließlich das Gesellschaftshaus auf dem Viehmarkt verkauft werden, und die Concordia löste sich auf. Das Casino-Gebäude ging in die Hände ehemaliger Mitglieder über und wurde später von einer neu gegründeten Gesellschaft unter Ausgabe von neuen Aktien angekauft.

Bilder Irmen-12Die unteren Wirtschaftsräume wurden an Wirte verpachtet. Sie hießen Füssenbach, Heiden und Burghard. Erst der Pächter Ronco brachte 1860 den Betrieb in Schwung. Das Aufblühen des Lokals unter dem genannten Wirt ließ die Mitglieder der Harmonie den Gedanken fassen, aus dem Haus Zehnthofstraße auszuziehen und in das Gesellschaftshaus überzusiedeln.

Am 20.07.1867 fanden Verhandlungen zwischen den Aktionären und der Harmonie ihren Abschluss mit dem Ergebnis, dass die Harmonie das Gebäude zum Preise von 15.000 Thaler kaufte. Man war nun wieder im eigenen Haus.

In der Generalversammlung vom 13.03.1867 war ein Antrag auf Abänderung der Statuten zwecks Erlangung von Corperations-Rechten eingebracht und angenommen worden. Am 13.04.1867 erfolgte die Anerkennung der Harmonie als juristische Person durch den preußischen König.

  1. Tempelaars hat in einem Kurzgutachten im Jahre 2009 zu Recht die Gültigkeit der alten Statuten festgestellt und erläutert, weshalb eine Eintragung der Gesellschaft im Vereinsregister nicht erfolgt.

Bilder Irmen-13Es stellte sich bald heraus, dass der obere Saal nicht groß genug war. So wurde am 21. März 1868 beschlossen, zum Garten hin zu erweitern. Durch Ausgabe von Harmonie-Schuldscheinen wurden die Kosten in Höhe von 21.000 Mark aufgebracht. Der neuerbaute Raum wurde der „grüne“ Saal benannt und erwies sich schnell als ungemein nützlich.

Durch ihr Testament hat Frau Wilhelm Hoesch (verstorben am 10. Januar 1879) das in der Weierstraße zwischen Delsance und Braun gelegene Jacson´sche Haus der Harmonie geschenkt unter der Voraussetzung, dass die Gesellschaft zur Verschönerung der Räume 4.000 Mark aufbringe. Anfang April konnte den Erben Hoesch mitgeteilt werden, dass eine Sammlung 5.160 Mark eingebracht habe. Am 18. April wurde dann das Haus umgeschrieben.

Um noch mehr Garten zu erhalten, wurde das neben dem Jacson´schen Haus gelegene Haus Delsance abgerissen, obwohl es jährlich 1.350 Mark Miete erbrachte. Um einen Ausgleich für den Mietausfall zu haben und um die ohnedies knappen Einnahmen aufzubessern, verpflichteten sich 54 Mitglieder vorerst für die Jahre 1880-1885 freiwillig ihren Beitrag zu erhöhen; dies machte jedes Jahr 2.199 Mark aus. Unter der Leitung des Baumeisters Peltz aus Köln wurde auf dem freigewordenen Gelände eine große Veranda und eine Kegelbahn gebaut. Die Kosten beliefen sich auf 14.943,26 Mark. Eine Sammlung ergab den Betrag von 22.215 Mark. Der Neubau wurde im Jahre 1880 beendet. Im Sommer wurden in dem Garten, wie es im Buch der Harmonie steht, sehr nette Konzerte gegeben.

Am 29. Januar 1882 wurde beschlossen, die oberen Säle umzugestalten. Große Steinsäulen sollten entfernt und stattdessen moderne gusseiserne Pfeiler und Schiebetüren eingebaut werden. Nochmals wurde gesammelt, und es kamen 7.890 Mark zusammen. Es wurden also in den Jahren 1880 bis 1882 in drei Sammlungen 35.265 Mark an freiwilligen Spenden eingebracht. Die Umbauarbeiten haben sich auch späterhin sehr bewährt, was sich besonders bei Bällen und Konzerten bezahlt machte.

Die Jahresbeiträge wurden am 10. März 1888 wie folgt festgelegt:

Ordentliche Mitglieder                                        von 24,- auf 36,-

Außerordentliche Mitglieder                            von 18,- auf 36,-

Eintrittsgeld                                                von 15,- auf 20,-

In den folgenden Jahren machte die Verschönerung und Bequemlichkeit der Räume gute Fortschritte. Es wurden große Ölgemälde von Kaiser Wilhelm I., König Friedrich dem Großen, Bismarck und Moltke (Lenbach) angeschafft. Eine zweite Zugangstür zum Hauptgebäude wurde gebrochen, die speziell für den Ökonom und dessen Personal eingerichtet wurde. Der Kauf eines „vorzüglich funktionierenden Ventilators“, sowie die Überdachung und bequeme Anfahrt zum Haupteingang für die Mitglieder werden in einem Bericht besonders hervorgehoben.

Bilder Irmen-9Ein Bild der damaligen Harmonie vermittelt die alte Photographie. Das Haus am Kaiserplatz hatte eine Länge von etwa 31,75 Metern und eine Tiefe von 18,90 Metern. Links war eine Toreinfahrt, von der das Treppenhaus in das obere Stockwerk abzweigte. Die zu ebener Straße liegenden kleinen Fenster gehörten zu den Kellerräumen und zur Küche. Rechts neben dem Haupteingang waren die Weinkeller mit einem kleinen Eingang am rechten Eck des Hauses.

In der Mitte war der Haupteingang. Man erreichte über eine Treppe das höher gelegene Geschoss mit den Restaurations- und Clubräumen. Die linken fünf Fenster – zwischen Toreinfahrt und Haupteingang – gehörten zum Restaurant. Rechts des Einganges waren an der Straßenseite gelegen zuerst das Gesellschafts- oder auch Kneipzimmer mit den drei Fenstern. Ihm schloss sich mit den beiden letzten Fenstern das Spiel- und Skatzimmer an. Hinter dem Kneipraum – von diesem durch eine Glaswand getrennt – war das Billardzimmer. Die Toiletten waren hinter dem Skatzimmer. Der Flur in der Verlängerung des Haupteinganges führte zum Garten und zu der dort gelegenen Kegelbahn. Rechts des Ganges war noch ein Zimmer zur Gartenseite hin, wo kleinere Feste oder Tanzunterricht oder Tanzabende gegeben wurden.

Oben waren die Säle. Der Eingang hierzu war – wie schon erwähnt – links durch die Einfahrt. Rechts hiervon abbiegend war eine Treppe, die hinaufführte. Besonderer Erwähnung bedarf ein großes, buntes Glasfenster, durch das das Treppenhaus Tageslicht erhielt. Eine kleine Diele lag vor den Sälen. In gerader Richtung mit der Treppe war der Eingang zum „Weißen Saal“, der oben unter der Decke einen kleinen Erker für die Musik hatte. Zu diesem Raum gehörten die zur Straße hin gelegenen drei Fenster mit den Bogen. Es schloss sich, wenn man in den „Weißen Saal“ hineinkam, links der „Große Saal“ mit der Bühne an. Auch hier war ein Musikerker eingerichtet worden, der über eine Treppe vom Saal aus erreicht werden konnte. Dieser Aufgang wurde öfters von den älteren Kindern der feiernden Eltern dazu missbraucht, heimlich ein Glas Wein oder Sekt zu trinken. Der Gipfel des Vergnügens aber war, die Musiker mit reichlich Alkohol zu versorgen mit dem Ziele, diese betrunken zu machen und so zum falschen Spiel zu veranlassen. Im Gegensatz zur jugendlichen Freude stand am nächsten Tag die Entdeckung der Väter über die reichlich hohe Rechnung; den erhöhten Konsum an Wein konnten sie sich nicht recht erklären.

Mit Blick zur Straße war hinten links im Bühnensaal noch eine Tür, die zu einem kleineren Raum führte (letztes Fenster links), in dem die Möglichkeit bestand, kleinere Feste zu gestalten. Dieses Zimmer erhielt in den achtziger Jahren den schönen Namen „et Piefes“. (Das Wort war abgeleitet aus piefen = rauchen; es wurde also auch als Rauchzimmer verwendet). Wenn große Bälle waren, dann schickten die Herren ihren Smoking zur Harmonie vor. Diese wurden dann in diesem Zimmer deponiert. Wenn sich nun die Herren bei einem Tabak vom Tanze erholten, so gingen sie in das „Piefes“, um dort in Ruhe zu rauchen. Vorher wurde aber noch der Frack gegen den Smoking ausgetauscht; denn eine nach Tabakrauch riechende Kleidung war unschicklich.

Leider sind sonst verwertbare Details über das Leben in der Harmonie verloren gegangen oder auch nicht aufgezeichnet worden. Die Gesellschaft bildete einen nach außen hin sehr abgeschlossenen Kreis, so dass auch in Zeitungen – außer bestimmten Anzeigen – keine Veröffentlichungen oder Berichte gedruckt wurden. Anhand der Annoncen aus alten Dürener Zeitungen kann man sich aber gut vorstellen, dass in der Harmonie ein fröhliches und geselliges Leben stattfand; denn alle Voraussetzungen hierzu waren jetzt vorhanden.

Lassen Sie mich zum Ablauf des geselligen Lebens in der Harmonie aus den Lebenserinnerungen der Milly Hoesch, Ehefrau von Max Hoesch, zitieren:

„Das Oberbayrische Fest in der Harmonie

Bilder Irmen-8Einst der letzten erwähnenswerten Ereignisse dieses Jahrzehnts, weniger Ereignis, als Erlebnis, war unser oberbayrisches Fest in der Harmonie. Wir hatten uns von A – Z in diese Idee hineingedacht und haben sie auch restlos durchgeführt. Einmal alle Verpflichtungen erledigen. Jung und Alt zusammen bringen in einem Rahmen, der etwas ganz Neues bot und der uns beiden so sehr lag. Hatten Max und ich doch original Werdenfelser Kostüme und Alfred und Paul, die mitgehen durften, liebten ihre Tiroler Anzüge. Die beiden Harmonie-Säle wurden entsprechend hergerichtet, die Wände des Speisesaales mit Leinen bezogen, deren Malereien eine oberbayrische Gaststube mit Kegelbahn wiedergaben. Der grün angestrichene Rupfen, Bekleidung der Langenbroicher Garderobe, war ein Teil dieser Dekoration. Das ganze obere Harmonielokal war ausgeschmückt. Wie sehr die Dürener Gesellschaft erfreut war und wie sehr man auf unsere Ideen einging, bewiesen schon die vielen originellen Antwortschreiben auf unseren entsprechend gehaltenen Einladungstext, und jeder erschien auch am Festabend in irgendeiner Tracht, ob als Wanderer, als Jäger, als Sportler, mit Rucksack und anderem Gerät. Die Stimmung war von Anbeginn an sehr gut, es hätte gar nicht der guten Getränke bedurft, um sie zu erhöhen. Dabei wurde viel getanzt, verschiedene Festgenossen waren köstlich originell aufgemacht und führten ihre Rollen den ganzen Abend respektive die ganze Nacht durch. So z.B. Assessor Peltzer (Muschki) machte Wandertouren im Saal und picknickte mal in jener oder der anderen Ecke, wofür er sich seine Thermosflasche mit Sekt füllen ließ und auch gleich leerte. Auf jedem Tisch lagen Speisekarten, die wir aus München bezogen hatten, es gab irgendetwas Schweinernes.

Die Bedienung trug schwarze kurze Jacken und Schürzen, Nummern, wie die Kellner in den Bräus an den Aufschlägen. Wenn noch die während des Essens gemachten  Fotografien existierten, so wäre für die Nachwelt genug von der köstlichen, fröhlichen Stimmung, die alle erfasst hatte, nachzuempfinden. Noch lange wurde von diesem Fest gesprochen, hier ist es, wie dieser Bericht wohl zeigt, eine liebe Erinnerung aus jungen Jahren.“

In dem Buch: „Düren in Wort und Bild“ aus dem Jahre 1899 wird berichtet, dass „die Harmonie ein eigenes, großes im Inneren prächtig ausgestattetes Vereinshaus mit mehreren Sälen, Gesellschaftszimmern, Kellerei, Kegelbahn, Garten etc. habe. Mitgliederzahl etwa 190; Vorsitzender Herr Fabrikant Renker“.

Im Dezember 1912 soll das 70. Stiftungsfest der Harmonie gefeiert worden sein. Wenn dieses Jahr stimmen sollte, so bezog man sich damals auf den Bezug des Harmoniehauses im Jahre 1842.

Regelmäßig wurde zu Kaisers Geburtstag zu einem großen Festessen eingeladen. Diese Feier war immer ein wenig gefürchtet, weil es vielfach Anlass zu den verschiedenen Auseinandersetzungen gab. Es fing schon mit der Tischordnung an: Wo saß der Landrat, der Oberbürgermeister, wie waren die verschiedenen königlichen Räte unterzubringen, und wie war es mit den aktiven und Reserveoffizieren? Das Gesicht der Stadt Düren mag durch manches Gespräch zwischen Mitgliedern der Gesellschaft beeinflusst worden sein. Ein unbeschwertes Leben… bis 1914 der Krieg ausbrach. Die jüngere Generation der Harmonie rückte ein; zurück blieben die älteren Herren. Die amtlichen Treffen wurden selbstverständlich beibehalten, wenn natürlich auch nicht mehr so unbeschwert. Die kriegerischen Ereignisse waren zentrales Gesprächsthema – manche Sorge um den Sohn im Feld und Angst und Ungewissheit um die Zukunft wurden laut. Im Freundeskreis der Harmonie fand jeder seinen Gesprächspartner, mit dem man sich aussprach.

Im November 1918 kamen die Soldaten zurück, und mit ihnen zogen die englischen Truppen als Besatzung nach Düren ein. Das Harmoniegebäude wurde sofort beschlagnahmt mit Ausnahme des „großen Saales“ mit der Bühne. Auf dieser trafen sich die Mitglieder, um trotz – oder besser gerade wegen – aller Widrigkeiten den Kontakt untereinander nicht zu verlieren. In der ersten Zeit waren die Zusammenkünfte wegen der abendlichen Ausgehverbote sehr erschwert.

Bilder Irmen-4Innerhalb der Mitglieder gab es eine Reihe von Freundeskreise, die über den normalen Stammtisch hinausgingen. Es gab zum Beispiel 5 Kegelclubs, die wöchentlich 1 Mal die eigene Bahn im Garten benutzten.

Einer besonderen Erwähnung bedarf der JUCLU –  der Junggesellen-Club. Er wurde 1919 von den Herren Herbert Schoeller, Otto Merckens, R.M. Bartenstein, Ernst Bücklers und Leopold Schoeller gegründet. Dem Schlachtruf „suffe, suffe“ kam man, wie es heißt, gerne nach.

Im Jahre 1922 zogen die Engländer ab und an ihrer Stelle kamen die weniger liebenswürdigen Franzosen. Sie bezogen selbstverständlich auch das Clubhaus. 1923 war ein Jahr großer politischer Unruhen in Düren. Der Aufstand der Separatisten, der gerade hier erhebliche Auswirkungen hatte, brachte viel Not unter die Einwohner der Stadt. Bei Hoesch und Orthaus wurde ein Notgeld gedruckt; die Druckplatten wurden mittlerweile zerstört. Im evangelischen Gemeindehaus in der Moltkestraße waren Separatisten-Soldaten untergebracht. Dieses Gebäude wurde von den Aufgebrachten und um ihre wirtschaftliche Sicherheit gebrachten Arbeiter zerstört. Robert Schoeller, der sich in dieser Aktion engagierte, berichtete unmittelbar nach Erstürmung der in der Harmonie Wartenden; dort wurde dann die Lage erörtert und weitere Pläne gefasst.

Ausgangssperre – Unruhen – Nachtpässe, das waren die Schlagworte der 20er Jahre. Von Januar 1926 bis Juni 1930 dauerte die Räumung des linksrheinischen Gebietes durch die Franzosen. 1928 wurde die Harmonie wieder frei. Sie war während der Besatzungszeit völlig verwahrlost und in einem erschreckenden heruntergekommenen Zustand. 1929 wurde sie unter der Leitung von Architekt Carl Müller aus Köln renoviert. Die Kosten beliefen sich auf 200.000 Mark.

Die neue Einrichtung war nach dem Umbau sehr elegant und modern.

Das Gesellschaftsleben kam dann langsam wieder in Gang; die Billard- und Skatabende wurden wieder lebhafter und regelmäßiger besucht.

Nach Sitzungen von Industrie- und Wasserverband oder nach Theatervorstellungen ging man in das Clubhaus der Harmonie. Karnevalsfeste  wurden abgehalten. Auch die traditionellen anderen Treffen wie Fischessen am Aschermittwoch, Gänseessen zu Martini, Nikolaus, Weihnachten und der Neujahrsempfang wurden wieder sehr beliebt und gut besucht.

Am 15.11.1929 wurde mit der Dortmunder Unionbrauerei ein Pachtvertrag abgeschlossen, der die Mieterin verpflichtete, in den Wirtschaftsräumen eine öffentliche Restauration zu unterhalten. Sie übernahm weiterhin die Bewirtschaftung sämtlicher Gesellschaftsräume und der Kegelbahn und ferner den Ausschank der Weine, Sekte und Spirituosen, die die Gesellschaft aus ihrer eigenen Kellerei lieferte. Dabei wurde die Mieterin verpflichtet, die Billards und die Kegelbahn in Ordnung zu halten.

Im Jahre 1932 wurde Erwin Hoesch Präsident der Gesellschaft; er löste Felix Schüll ab. Im gleichen wurde der Unterpächter Ferbers durch den bis zum Verkauf im Jahre 1942 amtierenden Pächter Carl Uri abgelöst, nachdem es mit ersterem zu finanziellen Schwierigkeiten kam.

Anfang der 30er Jahre gab es wieder politischen Zündstoff, Schlagworte gingen hin und her, keiner wusste aber schließlich, wohin es denn eigentlich hinausgehen sollte. Um ein klares Bild zu erhalten, entschloss man sich, einen führenden Mann der neuen Linie einzuladen. Es erschien Hermann Göring, der im Bühnensaal vor den Mitgliedern sprach. Zu der gewünschten Diskussion und Klärung kam es indessen aber nicht. Die Gespräche um die Zukunft gingen also unvermindert fort. Aus der grundanständigen Geisteshaltung der Mitglieder heraus, konnte es nicht zu einer offenen Auseinandersetzung kommen. Es wurden alle Fragen ganz offen erörtert, aber jeder respektierte schließlich die Auffassung des anderen, gleich ob er mit der neuen Richtung einverstanden war oder nicht. Wichtig war, dass keine „Fremdkörper“ in den Kreis der Harmoniemitglieder und der Industrie hineingetragen wurden; und aus dieser Sorge heraus ist auch zu verstehen, dass sich einige Herren des Clubs bereit erklärten, in der neuen Richtung mitzumachen, um schlimmeres zu verhüten.

In der Folgezeit waren die finanziellen Verluste der Gesellschaft Harmonie recht erheblich und die wirtschaftliche Lage angespannt. Geldsammlungen in der Industrie halfen zwar immer über die Durststrecke hinweg, hatten aber keinen nachhaltigen Erfolg. 1937 übernahm dann als Nachfolger von Erwin Hoesch Wolfgang Delbrück die Präsidentschaft; mit ihm war noch Günther Peill und Amtsgerichtsrat Schmitz im Vorstand.

1936 – nach den Olympischen Spielen – wurde im Festsaal der Harmonie der Dürener Handball-Torwart und Goldmedaillengewinner Karl Kreuzberg geehrt. Beigeordneter Mallinck erklärte für die Stadt Düren nach einem Bericht im Westdeutschen Beobachter, dass der große deutsche Erfolg in Berlin zwei Umständen zu verdanken sei: “einmal der nationalen Erneuerung, die das deutsche Volk unter seinem Führer Adolf Hitler erfahren habe und ferner dem neuen Geiste, der alle deutschen Sportler erfülle, dem Geiste unseres Führers. Und der stellvertretende Vorsitzende der SG Düren 99, Fritz von Eynern, selbst Mitglied der Harmonie, begrüßte Kreuzberg: „Aber alle Ehre, die dem Sieger hier zu teil würde, sei gewiss nur klein gegenüber der anderen: für Deutschland gekämpft zu haben.“

Eines der letzten großen Feste in der Harmonie war die Einweihung des Staudammes Schwammenauel am 29.06.1938 im Anschluss an eine Tagung des Reichsverbandes der Deutschen Wasserwirtschaft. Nach einer Bootsfahr bis Einruhr und Besichtigung von Vogelsang und zurück über die Ofenwaldsperre ging dann ein Teil der hiesigen Herren in das Harmoniehaus, um das Ereignis gebührend zu feiern.

Als im Jahre 1939 der Krieg ausbrach wurde Wolfgang Delbrück einberufen und sein Nachfolger wurde Günther Peill.

Schon damals zeigte die Stadt Düren ein Interesse, dass Gelände und das Haus der Gesellschaft zu übernehmen. Der damalige Bürgermeister Peter Jos. Schmitz hatte die Idee, den großen Block vom Markt bis zur Weierstraße auszubauen. Als die finanzielle Lage der Gesellschaft –kriegsbedingt – immer schlimmer wurde, ist das Harmonie-Haus am29.8.1942 verkauft worden. Der Vertrag wurde auf Seiten der Harmonie von Günter Peill und Theodor Humbach geschlossen. Der Kaufpreis betrug 320000 Reichsmark.Bilder Irmen-11

Nach dem Verkauf trafen sich die Mitglieder im Parkhotel – heutige Firma Schuster – und JUCLU zog es ins Bahnhofsrestaurant, weil dort Uri Pächter war. Das Mobiliar wurde aus dem Hause entfernt und bei Felix Heinrich Schoeller aufbewahrt.

Bei dem Luftangriff vom 16.11.1944 ist das Harmoniegebäude restlos zerstört worden.

Nach dem 2. Weltkrieg kamen viele Dürener aus Evakuierung und Kriegsgefangenschaft in ihre weitgehend zerstörte Stadt zurück. Vor ihnen lagen fast unüberwindbare Aufgaben des Wiederaufbaues, dessen Erfolg mangels Mitteln und Möglichkeiten schon im Ansatz als fast gescheitert angesehen werden musste. Mut, Glaube an die Zukunft und unternehmerischer Einsatz brachten aber ein Wunder zustande. Freundschaften zu pflegen und Kontakte zu gründen, Gespräche über Probleme zu führen und Erfahrungen auszutauschen waren damals überlebenswichtige Notwendigkeiten.

Man erinnerte sich schnell, dass die Harmonie wesentlicher und zentraler Bezugspunkt und Basis für Kommunikation war und zukünftig auch wieder sein könnte. So stand nun die Frage an, ob die Gesellschaft überhaupt noch einmal aufleben sollte.

Ein erstes Treffen der zurückgekehrten Mitglieder war Ende 1945 oder Anfang 1946 in der Holzstraße 15, wo auf der 1. Etage der Industrieverband untergekommen war. Dr. Walther Schoeller war der größte Führsprecher für den Fortbestand in der richtigen Erkenntnis, dass auf die Harmonie wichtige Aufgaben zukamen.

Das kulturelle und gesellschaftliche Leben war erloschen und jeder Einzelne hatte andere existenzielle Sorgen. Aber eine Gruppe von Gleichgesinnten konnte in ihrer Gesamtheit schon etwas bewirken. Die ersten zaghaften Gehversuche wurden dergestalt unternommen, dass man sich freitags um 18 Uhr im als Clublokal dienenden Restaurant Hünerbein, im ehemaligen Fundus des Stadttheaters, traf.

Bis 1949 schien sich herauszustellen, dass die traditionelle Harmonie-Philosophie durchaus tragfähig war. Zum 27.01.1950 lug Günther Peill zu einer außerordentlichen Generalversammlung ein. Dies war die erste nach dem Krieg. Dem Vorstand gehörten Günther Peill (1. Direktor), Felix Peltzer (2. Direktor), Theo Humbach (Rechnungsführer) und Alfred Kamphausen (Schriftführer) an. Die Mitgliederzahl betrug damals 50 und sollte aber insbesondere durch Gewinnung von jüngeren Herren alsbald aufgestockt werden. Die zeitraubende Ballotage wurde deshalb befristet ausgesetzt. Stattdessen musste der Vorstand in geheimer Wahl einstimmig über einen Aufnahmeantrag beschließen. Das Eintrittsgeld wurde auf DM 10,00 und der Jahresbeitrag auf DM 25,00 auf Antrag in 3 Ratenzahlungen bar festgesetzt. Neuer wöchentlicher Treffpunkt wurde das neu eröffnete Hotel Kaiserhof an der Ecke Schiller-/Goethestraße gelegen.

Am 22.02.1950 war dann mit Damen das wiederaufgenommene traditionelle Fischessen. In der Einladung hieß es: „Zur Aufrichtung unserer durch die Fastnacht erfüllten Seelen und zur Buße für begangene Untaten“.

In der Vorstandssitzung vom 27.02.1950 wurden 29 Herren aufgenommen.

Im Laufe des Jahres gab es ein Frühlingsfest mit Tanz, ein Muschelessen sowie einen Nikolausabend.

Im Jahre 1951 kandidierte Günther Peill nicht mehr. Wolfgang Delbrück wurde Nachfolger als 1. Direktor, Dr. Heinrich Macherey zog als Kellermeister in den Vorstand ein. Es gab in diesem Jahr wieder die üblichen Veranstaltungen. Die Gesellschaft hatte wieder Tritt gefasst. Sie bot regelmäßig Herrenabende, Fisch- und Nikolausessen, Neujahrsempfänge, Konzerte und Theatervorstellungen an.

Zwei Geschehnisse aus den 50er Jahren sollen noch berichtet werden: Ende November 1952 beantragte das damalige Stadtrestaurant, einer auf dem ehemaligen Harmoniegelände gelegene Gaststätte den Namen „Harmonie“ geben zu dürfen. Nach einem ausführlichen juristischen Exposé von Notar Dr. Macherey wurde das Begehren jedoch abgelehnt.

Die am 16.03.1956 durchgeführte Generalversammlung zeichnete sich durch zwei bedeutende Entscheidungen aus. Der Vorstand versuchte das Vorstandsverfahren bei der Neuaufnahme von Mitgliedern als Regelverfahren einzuführen. Aber Notar Dr. Heinrich Macherey wies daraufhin, dass die Satzung Gültigkeit habe. Es blieb daher alles bei alten. Es stand aber auch in diesem Jahr das weitere Fortbestehen der Gesellschaft zur Disposition. Der Direktor Wolfgang Delbrück führte aus, dass in der letzten Vorstandssitzung neue Veranstaltungen geplant werden sollten. Aus nachstehenden Grund hat man sich die Arbeit zunächst erspart: Er wies die Versammelten daraufhin, dass in den Düren in letzter Zeit neue Clubs gegründet wurden, die zwar andere Zielsetzungen hätten. Allerdings etliche Harmonie-Mitglieder waren auch Angehörige dieser Vereinigung und unterlagen in den Neugründungen einem mehr oder weniger nachdrücklichen Präsenzzwang. Vor diesem Hintergrund und der Erfahrung, dass man nur auf einer Hochzeit tanzen kann und das das neue natürlich auch einen gewissen Reiz ausübt, sah er Gefahr auf die Harmonie zukommen. Somit stellte er die Frage, „ob unsere Gesellschaft in heutiger Zeit überhaupt noch eine Berechtigung und Aufgabe habe, und ehe ich ihnen unsere eigene Stellungnahme dazu bekannt gebe, möchte ich gerne von ihnen hören, ob etwa die Mehrheit oder überwiegende Mehrheit für die Auflösung unserer Gesellschaft stimmen wird“. Eine Mehrheit fand sich nicht. Hierauf gab der Direktor zur Belegung des Gesellschaftslebens und anderem die Einrichtung eines Kegelabends bekannt. Am 15.04.1956 war dann das erste Kegeln im Hotel Germania. Dies war der bedeutsame Start einer langen Serie von fröhlichen und beliebten Abenden.

Erwähnenswert ist noch die Verbindung zum Militärflugplatz Nörvenich bzw. zum Jagdbombergeschwader 31 Boelcke, zu den belgischen Besatzungsmächten sowie zur Heimat-Schutz-Brigade 53. Vertreter nahmen häufig als Gäste an Veranstaltungen teil. Man besuchte sich gegenseitig.

Im Jahre 1960 wurde als Nachfolger von Rechnungsführer Theo Humbach, der dieses Amt 20 Jahre ausübte, Jacob Wörner gewählt.

Im Jahre 1961 beschloss die Generalversammlung, die geschichtlichen Daten und Fakten der Harmonie auszuarbeiten. Ernst Heyder übernahm diese Aufgabe.

Max Heyder wurde 1962 am 5. April Nachfolger des nicht mehr kandidierenden Kellermeisters Dr. Heinrich Macherey. Im Jahre 1963 wurde zum letzten Mal der Neujahrsempfang ausgerichtet.

1965 war die nicht freundliche entwickelnde Vermögenslage zentrales Thema einer Vorstandssitzung. Da die Substanz nicht angegriffen werden sollte, gab es nur drei Möglichkeiten: Beitragserhöhung, Ausgleich durch Umlage oder Veranstaltungen einsparen. Vor diesem betrüblichen Hintergrund wurde in der Generalversammlung vorgeschlagen, jedes Jahr nur ein größeres Fest auszurichten und die anfallenden Kosten durch Umlage wieder in die Kasse fließen zu lassen.

In den Jahren 1966 und 1967 kam das Thema Satzungsänderung mehrmals in den Vorstandssitzungen bzw. zur Mitgliederversammlung. Der Vorschlag sah so aus, dass die alte Satzung bestehen bleiben sollte; einige Ergänzungen sollten vorgenommen und derzeit nicht aktuelle Bestimmungen in eckige Klammern gesetzt werden und vorläufig nicht in Kraft sein. Diese Form wurde so akzeptiert und besteht bis heute. Das Herbstfest am 14.10.1967 war eine einzige deprimierende Enttäuschung. Von 49 Teilnehmern waren lediglich 19 Harmoniemitglieder anwesend. In den Jahren 1969 bis 1973 ging es immer wieder um einen festzustellenden Mitgliederrückgang. Alle Harmoniemitglieder wurden dringend aufgerufen, nach geeigneten jüngeren Herren Ausschau zu halten. Die Finanzlage hatte sich auch nicht erwähnenswert verbessert. Im Jahre 1969 ging auch die erste Auflage des Harmoniebuches in Druck.

Bilder Irmen-14Der Vorstand bestand damals aus Helmut Müller, Max Heyder, Heinz-Ludwig Humbach, Klaus Kratz und Heinz Seybold. In den 70er Jahren änderte sich das Programm der Harmonie nur unwesentlich. Veranstaltungen, Besichtigungen, Herrenabende wurden durchgeführt.

Im Jahre 1977 wurde eine Umbesetzung des Vorstandes notwendig. Erst Heyder wurde 2. Direktor, Helmut Müller blieb Schriftführer und Jorchim Meyer-Pohste wurde Beisitzer. Die Bezeichnung Kellermeister wurde aufgegeben.

Der Vorstand befasste sich am 28.09.1977 eingehend mit dem schier unerschöpflichen Thema, ob zwecks Zeitersparnis mehrere Neuaufzunehmende in einem Durchgang ballotiert werden könnten. Joachim Meyer-Pohste fertigte ein umfangreiches juristisches Gutachten, in dem im Resümee klar gesagt wurde, dass die Kugelwahl zu einer individuellen Abstimmung zwingt.

In den 80er Jahren gab es in der Besetzung des Vorstandes einige Änderungen. Ernst Heyder kandidierte nicht mehr. Alfred Hoesch rückte auf seinen Platz als 2. Direktor nach. Joachim Meyer-Pohske wurde als Beisitzer bestätigt. Die durch Heyder im Vorstand freigewordene Stelle wurde durch Ernst-Günther Hammans besetzt. Im Jahre 1981 ging auch die Geschichte der Kegelrunde zu Ende. Es gab laut Vorstandsbeschluss vom 11.11.1981 das endgültige Aus für die Kegler.

Im Jahre 1984 liefen gleich im Januar die ersten Vorbereitungen für den Ball anlässlich des 150. Geburtstag der Harmonie an, der am 9. März 1985 durchgeführt werden sollte. Das Jubiläum wurde im Rahmen eines Balls gefeiert. Es nahmen 261 Personen teil, hiervon 89 Mitglieder mit Angehörigen. Ganz ungewöhnlich war für die in der öffentlichen Darstellung mehr zurückhaltende Gesellschaft einer am Festtag erschienener Zeitungsbericht über das Werden und Wirken.

Seit 1992 ist Jürgen Roßkamp Direktor. Unter seiner Führung wurden die Grundprinzipien der Harmonie erhalten. Die traditionellen Veranstaltungen der Harmonie finden nach wie vor statt: Herrenabende, Spargelessen, Nikolausfeier, Ausflüge, Besichtigungen und als Jahreshighlight der Harmonieball mit Big Band, getreu nach der Satzung: gesellige Unterhaltung.

Abschließend darf ich feststellen:

mit dem Namen der Harmonie verbindet sich eine alte Dürener Tradition. Möge diese in der Gesellschaft weiterhin gepflegt werden und der Geist der Verbundenheit erhalten bleiben.

Dr. Helmut Irmen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

 

Das Buch der Harmonie von 1992, Stadtarchiv, Zeitungen, Dürens goldene Jahre, Zeittafel, Düren in Wort und Bild.

 

Fotografien, Skizzen etc.: Sammlung Heinrich Brauweiler

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